Nach vier Jahren intensiver Planung haben die Renovierungsarbeiten zur Realisierung akustischer Maßnahmen begonnen.
Das Sydney Opera House ist eines der bedeutendsten und bekanntesten Gebäude weltweit, es ist Weltkulturerbe und zugleich Wahrzeichen des modernen Australien. Seit seiner Eröffnung 1973 hat sich jedoch einiges getan: Unsere Kunstwelt ist heute deutlich vielfältiger und damit sind die Anforderungen der Betreiber, Künstler und des Publikums an das Haus, seine Einrichtungen und seine Akustik gestiegen. Die technischen Möglichkeiten und baulichen Anforderungen haben sich weiterentwickelt, so dass die bestehenden Anlagen nach über 45 Jahren erneuert werden müssen; zudem sind verbesserte Zugangswege fürs Publikum und modernere Backstage-Bereiche erforderlich. Aus diesen Gründen wurde eine umfangreiche Renovierung unerlässlich, damit das Sydney Opera House die Erwartungen von Künstlern und Publikum an eine moderne Spielstätte auch zukünftig voll erfüllt.
Nun stehen gut 18 Monate und ein Budget von AUD 165 Mio. (ca. € 100 Mio.) zur Verfügung, um den größten Saal im Sydney Opera House, die Concert Hall für 2700 Besucher, umfassend zu renovieren. Schon Ende 2015 wurde MÜLLER-BBM vom Sydney Opera House mit der Planung des „Acoustic Upgrade“ der Concert Hall beauftragt – parallel zur akustischen Sanierung des Opernsaals, dem Joan Sutherland Theatre, welcher zu Silvester 2017 unter großer Begeisterung wiedereröffnet wurde.
Bei den Renovierungsarbeiten in der Concert Hall stehen neben der Erneuerung der Bühnentechnik und einem neuen System zur Saallüftung die Verbesserung der raumakustischen Gegebenheiten im Fokus. Dazu entwickelten die Akustikexperten von MÜLLER-BBM unter Berücksichtigung der strengen Denkmalschutz-Richtlinien ein raumakustisches Gesamtkonzept, u. a. mit modifizierten Wand- und Brüstungsoberflächen für verbesserte Schallreflexionen zum Publikum und zu den Künstlern. In den Wänden integrierte Akustikelemente und neu entwickelte Reflektoren über dem Podium – welche die bisherigen, wenig wirksamen „Donut“-Reflektoren ersetzen – sorgen für eine optimierte Schalllenkung.
Neue mechanische Podien, halbkreisförmig angeordnet, verbessern weiterhin die akustischen Bedingungen für Musiker und Zuhörer. Zudem können große Vorhangflächen über dem Podium und vor den Wänden abgesenkt werden, so dass schallreflektierende Flächen abdeckt werden und das Nachklingen des Saales spürbar reduziert wird. Diese variablen Absorberflächen werden künftig bei beschallten Veranstaltungen eingesetzt, bei klassischen Konzerten dagegen verschwinden sie vollständig.
Die Reflektoren und Orchesterpodien wurden vorab als Prototypen gebaut und mit Dirigenten und Musikern des Sydney Symphony Orchestra in der Concert Hall umfassend getestet – die Resonanz der Künstler wie auch der Zuhörer im Saal war hervorragend. Wichtige Erkenntnisse dieser Tests wurden im finalen Design berücksichtigt.
Auch die akustische Wirkung der Vorhangflächen wurde vorab sowohl im Modell wie im realen Saal getestet und optimiert, so dass die komplexen Anforderungen von Akustik, Architektur und Bühnentechnik erfolgreich zusammengeführt werden konnten.
Die Renovierungsarbeiten in der Concert Hall haben inzwischen begonnen und sollen Mitte 2021 abgeschlossen sein.