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20.10.2021

Tonhalle Zürich: Die renovierte Akustik 

Kultur & Veranstaltung

Feierliches Finale mit Schlussakkord 

Nach vierjähriger Interimszeit in der Ausweichspielstätte Maag kehrt das berühmte Tonhalle Orchester wieder an seinen Stammsitz am See zurück. Am 15. September 2021 wurde die Grosse Tonhalle unter Leitung ihres Chefdirigenten Paavo Järvi mit Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 3 d-Moll feierlich eröffnet. 

Der geschichtsträchtige Konzertsaal aus dem Jahre 1895 wurde seit 2017 einer umfassenden Renovation unterzogen. Müller-BBM Building Solutions zeichnet bei diesem anspruchsvollen Projekt für die gesamte Raumakustik verantwortlich. 

Tonhalle Orchester Zürich | Foto: Georg Aerni | Grosse Tonhalle, Totale, 2021

Auftragsgemäß sollte das Hörerlebnis nach der Renovierung mindestens das bisherige Niveau erreichen, nämlich einzigartig. Umfangreiche Bestandsmessungen, sowohl im unbesetzten Saal als auch mit Publikum, eine Vielzahl messtechnischer Untersuchungen auf dem Podium und spezielle Tonaufnahmen ermöglichten Müller-BBM Building Solutions einen umfassenden Gesamteindruck der besonderen Akustik dieses bei Musikern und Publikum so geschätzten Raumes. 

Müller-BBM BSO | Blick Richtung Podium während der Bauphase

Historische Raumoberflächen 

Reich gestaltete Schmuckelemente, Strukturen und Dekorteile sorgen für eine gute Klangmischung im Saal. Um die akustische Wirkung der Saaloberflächen zu stärken, wurden verstaubte Farbschichten an Wänden, Säulen und Brüstungen entfernt. Sogar die Zusammensetzung der neuen Farben wurde mit den Restauratoren unter akustischen Gesichtspunkten diskutiert und angepasst. 

Tonhalle Orchester Zürich | Foto: Frederic Meyer | Grosse Tonhalle, Decke, 2021 

Neues Orchesterpodium und neue Orgel 

Der Zürcher Saal ist im Grundriss nahezu doppeltsymmetrisch und diese Geometrie wurde nach dem Umbau erhalten. Geschickt erfolgte die Anpassung der neuen Orgel an den Gesamtraum. Mit viel Fantasie entwickelten die Orgelbauer ein Instrument mit einem etwas kompakteren Korpus als bisher. So konnte zusätzlicher Raum auf dem Podium gewonnen werden. Das Orchesterpodium wurde vollständig neu als klassische Holzkonstruktion erstellt. Im Ergebnis entstand ein neues, flexibles, in Breite und Tiefe vergrößertes Podium, das der modernen Aufführungspraxis entspricht. Es ist ideal für große wie auch kleine Orchesterbesetzungen mit und ohne Chor geeignet. Bei Solistenkonzerten darf auch das Publikum auf dem Podium Platz nehmen. 

Mitschwingender Parkettfußboden 

Der Tonhallensaal hat einen neuen Fußboden, der nun wieder direkt mit der Trägerebene in Saallängsachse verbunden wurde. Der Saalfußboden wurde bis unter den vorderen Teil des neuen Podiums verlegt, sodass das Podium direkt mit dem Saalfußboden verbunden ist und die Schwingungsenergie beim Musizieren direkt in den Saalfußboden eingeleitet wird. Dies führt zu einer Erweiterung der musikalischen Qualität des Saales, da neben dem Hörerlebnis die Musik an Forte-Stellen für den Konzertbesucher auch noch spürbar wird. 

Müller-BBM BSO | Saalfußboden während der Bauphase

Neue Bezüge für die Bestuhlung 

Im Großen Saal wurde die vorhandene Bestuhlung nicht erneuert – um Kosten zu sparen. Die Bestandsstühle aus dem Jahr 2005 erhielten allerdings neue Bezüge, was die Nachhallzeiten zwischen Proben- und Konzertsituation im Saal etwas ausgleicht. 

Akustisches Fazit 

Die abschließenden Messungen und ersten Orchesterproben zeigen, dass die akustischen Parameter im Großen Saal nicht nur erreicht, sondern in manchen Bereichen sogar übertroffen wurden. 

Tonhalle Orchester Zürich | Foto: Keystone | Tonhalle von oben, 2021 

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