In München ist mit dem Bergson Kunstkraftwerk auf etwa 20,000 m2 Fläche ein neuer, vielseitiger Kunst- und Kulturort entstanden, für den eine denkmalgeschützte Industrieruine revitalisiert und um Neubauten ergänzt wurde. Dies an sich ist sicherlich noch keine Besonderheit. Besonders ist, dass es ein rein privatwirtschaftlich finanziertes Projekt ist, dass das Kunst- und Kulturzentrum in einem eher unattraktiven Gewerbegebiet am Stadtrand von München liegt und, ganz besonders, dass die Art der dort stattfindenden Veranstaltungen fernab von gängigen und bewährten Konzepten liegt und ständig Neues ausprobiert und entdeckt wird. Und, das hat das erste Jahr seit der Fertigstellung im Oktober 2024 gezeigt, auf diese Weise und unter dem Motto „Cultural Gravity“ viele Besucher*innen aller Altersschichten und Interessenslagen anzieht und diese unkonventionelle und erfrischende Herangehensweise an Kultur nicht nur in München und Umgebung, sondern in ganz Deutschland Beachtung findet. So ein Projekt auf die Beine zu stellen und ständig weiterzuentwickeln, braucht Visionäre und kreative Macher, es braucht aber auch den physischen Raum und die Technologie, die den unbegrenzten kreativen Ideen Raum und Klang geben. Von diesen Räumen gibt es im Bergson Kunstkraftwerk einige, doch das Highlight ist neben dem riesigen Atrium ein knapp 500 Personen fassender Konzertsaal, der von den Betreibern wenig bescheiden als „the most intelligent concert hall in Europe“ propagiert wird.
Dieser Artikel befasst sich nicht nur mit dem akustischen Konzept des Raums und der Implementierung der elektronischen Audio- und Raumverbesserungsgeräte. Er betont auch, wie akustisches Design und digitale Funktionen die künstlerischen Möglichkeiten beeinflussen und wie das Gesamtkonzept des Veranstaltungsortes, zu dem auch ein riesiges Atrium in einer ehemaligen Industriehalle, eine Kunstgalerie, ein gemütlicher Jazzclub, ein Restaurant und ein Biergarten gehören, neue Zielgruppen anzieht.
Teil des Bergson Kunstkraftwerks ist eine ehemalige Industriehalle, die in den 1920er-Jahren entworfen und deren Bau 1937 begonnen, jedoch erst in den 1950er-Jahren fertiggestellt wurde. Bis in die 1980er-Jahre wurde sie dann von der Deutschen Bundesbahn als Heizwerk genutzt, stand danach leer bzw. wurde für illegale Techno-Raves und Ähnliches genutzt. 2005 haben die Brüder Michael und Christian Amberger, Inhaber des familiengeführten Mineralölunternehmens Allguth aus München, das ehemalige Heizwerk entdeckt und gekauft. Es gab mit den Jahren einige Ideen für die Nutzung des 2007 unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes, bis 2019 nach einem Entwurf von Stenger2 Architekten die Pläne für ein neues Kunst- und Kulturzentrum konkrete Formen annahmen. Dieses sollte, als zentrale Aufführungsstätte, zunächst einen klassischen Konzertsaal beherbergen. Doch als nach einer coronabedingten Planungspause im März 2022 mit Roman Sladek, Bandleader der weltweit konzertierenden „Jazzrausch“ Bigband, ein neuer künstlerischer Leiter die Bühne betrat, begann eine programmatisch wie auch akustisch spannende Reise für das gesamte Planungsteam.

Das Bergson Kunstkraftwerk im Westen von München. Im Vordergrund die ehemalige Kesselhalle des Heizwerks, im Hintergrund der Neubau mit Galerieflächen und Veranstaltungssälen. © Bergson, Simon Haseneder
Die Vorstellung eines althergebrachten klassischen Kammerkonzertsaals, der zwar für bekannte Klassikformate großartig klingt, aber für Jazz, Rock, Pop und Techno immer nur einen Kompromiss darstellen kann, konnte nicht mehr überzeugen und so gelang es, die Bauherren dazu zu bewegen, das gesamte Konzept, aber insbesondere den großen Saal, nochmals von Grund auf neu zu denken. Damit war der Weg vom klassischen Konzertsaal in Eichenfurnier hin zum Konzertstudio in „mattschwarz“ bereitet.
Angefangen mit der Teilöffnung der Gastronomie und dem Atrium in der alten Kesselhalle begann im April 2024 ein wahrer Eröffnungsmarathon der verschiedenen Bereiche – vom Biergarten bis hin zu den Ausstellungsflächen der Berliner König-Galerie – der im Oktober mit der krachenden Einweihung des neuen „Elektra Tonquartier“ gipfelte.
Das Bergson Kunstkraftwerk liegt an der Bergsonstrasse, benannt nach dem französischen Philosophen und Nobelpreisträger Henri Bergson. Heute, knapp ein Jahr nach der Eröffnung, beschäftigt das Bergson etwa 200 Personen.
Ziel und künstlerische Vorgabe für das Nutzungskonzept war es, nahezu jeden Winkel des Gebäudes kulturell nutzbar zu machen – sei es für Gastronomie, Musik oder eine Ausstellung – und so wurde (fast) jeder Raum des Komplexes entsprechend seiner Bestimmung akustisch detailliert geplant und mit Architekt*innen und Fachplanende weiterentwickelt.

(1) Atrium in der ehemaligen Kesselhalle mit Beletage (2) max. 600 Personen (3) Liveclub Barbastelle 90 seated, 200 standing (5) Konzertsaal Elektra Tonquartier, 470 Plätze (6) Salon, darunter Galerieflächen in den ehemaligen Kohlesilos (4, 7 – 9) Weitere Veranstaltungsräume im Neubau für 80 – 300 Personen.
Die ehemalige Kesselhalle mit der beeindruckenden Raumhöhe von 25 m2 erhielt ein neues Dach sowie neue Fenster, die den denkmalpflegerischen Ansprüchen wie auch dem Schall- und Wärmeschutz genügen. In der Halle wurde ein Fine-Dining Restaurant sowie ein Küchen- und Serviceblock errichtet und im Atrium eine Tagesbar geschaffen. Über den eingestellten Räumen wurde mit der „Beletage“ eine weitere vielfach bespielbare Fläche geschaffen.

Das neue Atrium in der ehemaligen Kesselhalle. © Bergson, Sebastian Reiter
Akustisches Konzept war es, dass im Atrium und in der Beletage der Hallencharakter authentisch wahrnehmbar bleibt, der Raum jedoch gleichzeitig vielseitig bespielbar sein sollte. Bei einem Nettovolumen von 23,000 m3 wurde entsprechend eine Nachhallzeit um 2 s angestrebt. Hierzu wurde die gesamte Decke zwischen dem kassettierten Stahlbetontragwerk mit Breitbandabsorbern verkleidet, und es wurden Heizkühlsegel unter der Galerie akustisch aktiviert. Des Weiteren trägt das alte Mauerwerk mit Mörtelfugen zur hochfrequenten Absorption bei.
Im Untergeschoss der ehemaligen Kesselhalle befindet sich der Liveclub Barbastelle (Grundfläche 165 m2, Raumhöhe 4,5 m). In dem Raum für 90 Personen sitzend (200 Personen stehend) wurde in Hinblick auf elektroakustisch gestützte Veranstaltungen eine eher bedämpfte Akustik ohne Basslastigkeit und ohne energiereiche frühe Deckenreflexionen angestrebt und durch entsprechende Absorberaufbauten im Decken- und Rückwandbereich mit Nachhallzeiten breitbandig unter 0,7 s auch umgesetzt. Der Name des Liveclubs Barbastelle geht auf die lateinische Bezeichnung der Mopsfledermaus zurück, die im Keller der Kesselhalle ihr Winterquartier hatte und für die im Zuge der Sanierung auf 70 m2 in der Nähe des Liveclubs wieder ein Rückzugsort eingerichtet wurde, einschließlich lichtberuhigter Einflugschneise.

Live-Club Barbastelle. © Bergson
Bei aller Vielseitigkeit des gesamten Gebäudes bildet das Elektra Tonquartier mit seinen 470 Sitzplätzen das musikalische und technische Herzstück des Bergson. Es befindet sich in einem langgestreckten Neubau, der über eine großzügige Foyerzone mit der ehemaligen Kesselhalle (Atrium) verbunden ist.
Die ursprüngliche Planung sah einen schuhschachtelförmigen Kammerkonzertsaal vor. Die Proportionen von max. 30 m Länge, bis zu 12,3 m Höhe und 14,5 m Breite waren der limitierten Breite des Neubaus geschuldet. Mit einer konvex gekrümmten und aufgegliederten Holzverkleidung, einer schallreflektierenden Kassettendecke sowie einer ansteigenden Hochpolsterbestuhlung und dem Raumvolumen von nahezu 10 m3/Person war es anfangs das Ziel, einen transparenten und „engaging“ Raumklang mit schönem, homogenem Nachhall um 1,7 s zu ermöglichen.
Doch nun sollte die Raumakustik so gestaltet werden, dass die PA einen fetten Sound für das Orchestra in Residence bietet. Klassik sollte aber auch in „perfekter“ Akustik stattfinden können und auch der Wunsch nach 3D-Audio- und Immersive-Sound-Anwendungen ließ nicht lange auf sich warten. Dabei sollte der Raum aber gerade nicht, wie es in so vielen anderen Sälen gängige Praxis war und ist, für klassische Konzerte optimiert sein und mittels Vorhängen (retractable banners) oder klappbaren Elementen an die Anforderungen einer Beschallung angepasst werden. Schnell gab es das klar formulierte Ziel und den Wunsch, ein Konzertstudio zu realisieren, dessen natürliche Akustik optimal auf das Genre „Techno-Jazz“ abgestimmt ist, und das über ein elektronisches Raumakustiksystem verfügen sollte, welches alle weiteren erforderlichen Raumakustiken elektronisch generiert.

Ursprünglich geplante Kammermusiksaal und schließlich realisiertes Konzertstudio Elektra Tonquartier. Visualisierungen. © Stenger2 Architekten
Jetzt könnte man meinen, dass die natürliche Akustik und deren Planung durch die Existenz eines elektronischen Raumakustiksystems nur noch eine untergeordnete Rolle spielt – das Gegenteil ist der Fall.
Es galt, eine ausreichend niedrige Nachhallzeit insbesondere auch im Bassbereich zu erzielen. Gleichzeitig sollten energiereiche, klangverfärbende frühe Reflexionen vermieden werden. Während beschallte Veranstaltungen auf ein elektronisches Monitoring zurückgreifen, sollte für akustische Instrumente eine gewisse natürliche Raumrückwirkung für das gegenseitige Hören gewährleistet werden.
Die Raumproportionen waren fix, ebenso wie die ansteigende feste Bestuhlung, und konnten nicht mehr angepasst werden. Es galt also, mit Hilfe der Oberflächengestaltung und Materialitäten o. g. Ziele umzusetzen. Hierzu wurde die Holzverkleidung im unteren Bereich nach hinten gekippt und größtenteils breitbandig schallabsorbierend (mikroperforiert) gestaltet. Der Randbereich der einzelnen Paneele ist ungelocht und sorgt in Verbindung mit den vertikalen und horizontalen Schwertern für diffuse, wenig energiereiche frühe Reflexionen. Im oberen Wandbereich wurden nachträglich textilbespannte MDF-Platten verbaut, die mit Dämmstoff hinterlegt und in Teilbereichen perforiert sind. Die Hochpolsterbestuhlung mit Quellluftauslässen befindet sich auf einem aufgeständerten Hohlboden.

Akustikmodell des Elektra Tonquartiers. Die Abbildung zeigt das Raumakustikkonzept nach der Neugestaltung. Die dunkelblauen Flächen sind mikroperforierte oder perforierte Paneelverkleidungen, letztere mit Textilbezug. Die Reflektoren über dem Podium sollen das gegenseitige Hören für akustische Instrumente erleichtern.
Direkt beim ersten Soundcheck der Beschallungsanlage zeigten sich die Tonmeister der Jazzrausch Bigband begeistert über den klaren Sound mit sattem Bass. Die akustischen Messungen mit Nachhallzeiten von breitbandig unter 0,9 s unterstreichen dies objektiv (following diagram).
Mit der Entscheidung, die natürliche Akustik des Saales auf eine sehr trockene Studioakustik auszulegen und alle weiteren raumakustischen Zustände über ein elektronisches Raumakustiksystem zu generieren, das zudem auch noch die volle Funktionalität in Sachen 3D-Audio und immersive Sound bereitstellen sollte, rückte die elektronische Raumakustik in den Vordergrund. Trotz unserer mehr als 20-jährigen Erfahrung im Umgang mit und der Entwicklung derartiger Systeme, war eine solch zentrale Rolle auch für uns ein gewisses Novum. In den meisten Fällen, wie z. B. in Theatern, Opernhäusern oder kleineren Mehrzweckhallen, werden solche Systeme verwendet, um das Nutzungsspektrum durch die Verlängerung der Nachhallzeit zu erweitern oder akustische Defizite auszugleichen oder zu “reparieren”.
Im Falle des Bergson ist das System jedoch die Basis für die veranstaltungsspezifische Gestaltung nahezu aller akustischen Zielparameter und damit verantwortlich für die raumakustische Qualität in sicher mehr als 90 % der Veranstaltungen. Daher wurden bei der Auswahl des Systemkomponenten und der Integration in den Saal auch keine Kompromisse gemacht. Letzteres betraf insbesondere die für eine optimale Funktion des Systems essenzielle Positionierung der Lautsprecher und Mikrofone. Die systemtechnisch günstige, offen sichtbare Montage aller 84 Lautsprecher sollte auf Wunsch des Bauherrn den ohnehin technischen Charakter des Konzertstudios unterstreichen, wovon sich auch die Architekt*innen überzeugen ließen.

Innenansicht des akustischen Modells, das die Verteilung der Lautsprecher und Mikrofone des aktiven akustischen Systems zeigt.
Die Wahl fiel auf das Vivace-System, welches in seiner aktuellen Ausbaustufe als klassisches Hybridsystem bezeichnet werden kann. Im Bergson arbeitet der Raumakustikteil des Vivace mit insgesamt 24 Eingangsmikrofonen (rote Kugeln in der obigen Darstellung), die gleichmäßig über den gesamten Saal verteilt sind und so eine ausgewogene Delay- und Pegelstruktur, insbesondere für die Erzeugung der späteren Nachhallanteile gewährleisten. Für die Erzeugung der den Klangcharakter beeinflussenden frühen Reflexionen, werden zusätzliche Mikrofone und teils auch Richtmikrofone im näheren Bühnenbereich verwendet. Im Vivace-Prozessor selbst, der im Bergson in eine DANTE-Netzwerkstruktur eingebunden ist, werden die Eingangssignale verarbeitet und über die insgesamt 84 Lautsprecher wieder in den Saal zurückgespielt. Frühe Signalanteile werden dabei über eine Multi-Layer-Matrix, je nach raumakustischem Erfordernis, diskret auf die einzelnen Lautsprecher verteilt und können für jeden der im Bergson mehr als 4.000 Koppelpunkte individuell in Pegel und Delay variiert werden. Die späteren Signalanteile werden beim Vivace-System seit jeher über patentierte Faltungsalgorithmen erzeugt, die mit individuell synthetisierten Impulsantworten arbeiten, welche über verschiedenste Bearbeitungsmöglichkeiten an die akustischen Bedürfnisse des Saales und die Wünsche der Nutzer angepasst werden können.
In Verbindung mit den kontrolliert eingebundenen, systemimmanenten rekursiven Signalanteilen lassen sich so individuelle Reflexionsstrukturen und Nachhallspektren in einer Komplexität und akustischen Qualität erzeugen, die sowohl messtechnisch als in weiten Grenzen auch subjektiv von einer „natürlichen” Akustik nicht mehr zu unterscheiden ist.
Zur Eröffnung des Saales im Oktober 2024 wurden im Zuge der Einmessung auf diese Weise die verschiedensten akustischen Szenarien, Räume und Umgebungen kreiert, die vom kleinen Kammermusiksaal über voluminöse Konzertsaalakustiken bis hin zur gotischen Kathedrale keine Wünsche offen lassen.
Die so geschaffenen und auf Knopfdruck wechselnden akustischen Eigenschaften eröffnen dem Bergson bisher ungeahnte künstlerische Freiheiten und Möglichkeiten. So kommt es z. B. vor, dass eine Steinway-Preisträgerin sich während eines klassischen Klavierabends dazu bewogen fühlt, ein Chopin Impromptu in einer anderen Akustik darzubieten als die vorhergehende Bach-Partita. Kein „Muss“, künstlerisch nachvollziehbar – in jedem Fall aber in einem klassischen Konzertsaal bisher undenkbar.
Auch die Gestaltung von Konzertprogrammen kann durch die Möglichkeiten der variablen Akustik neue Formen annehmen. Beispiel hierfür ist das eigens nach dem System benannte und regelmäßig gespielte „Vivace“ Konzert. Als Auftragskomposition für die Bergson Phils, wartet das Konzert mit Stilkopien aus Gregorianik, barock klassischer Literatur und dem Swing der 20er Jahre auf, und entführt die staunenden Zuhörende durch die vielfältigen akustischen Möglichkeiten des Saales. Grade auch für Orgel- oder Chorliteratur ergeben sich durch die Variabilität des Saales interessante Möglichkeiten und so darf man auf die Performances der erst kürzlichen gegründeten Bergson Voices durchaus gespannt sein.
Neben den hauseigenen Klangkörpern treten im Bergson und im Elektra Tonquartier die unterschiedlichsten, meist jungen und aufstrebenden Künstler auf, die keine Berührungsängste zu den technischen und klanglichen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts haben, sondern diese neugierig und experimentell einsetzen.
Durch die Möglichkeiten des Vivace Systems im Bereich 3D-Audio und immersive sound werden das musikalische und künstlerische Spektrum des Saales nochmals erweitert. Zum Beispiel, wenn es zum Abbrennen eines Techno-Jazz Feuerwerks der JazzRausch BigBand als 3D-Nachhallengine, zur statischen richtungsbezogenen Beschallung oder zur dynamischen, räumlichen Positionierung von Solo-Quellen im Saal genutzt wird. Hierzu ist der Effektteil des Vivace-Systems im Bergson über entsprechenden Schnittstellen (OSC, DANTE/MADI) mit dem FOH-Mischpult verknüpft und in die Hauptbeschallung eingebunden. So verschmelzen die natürliche Akustik, die elektronische Raumakustik und die immersiven Möglichkeiten zu einem akustischen Gesamtkunstwerk mit dem Ziel, das Bühnengeschehen möglichst ergreifend an die Zuhörenden zu übertragen.


2D-Karte und 3D-Hall-Engine der Vivace-GUI.
Die Produktion „Oddly Satisfying“ geht noch einen Schritt weiter – als immersives Hörspiel und „Kino für die Ohren“, das den Konzertsaal erfüllt, ohne auch nur ein einziges Live-Geräusch. Dieses avantgardistische, vollständig vorproduzierte einstündige Werk nutzt die Funktionen und Qualitäten der 3D-Audio-Engine des Vivace-Systems in vollem Umfang.
Die im Studio erstellten ADM-Dateien, die bis zu 128 dynamische Objekte enthalten, werden über den Cue-Player des Vivace Control wiedergegeben und für das jeweilige Lautsprecher-Setup gerendert. Dieser Prozess läuft eigenständig und parallel zum elektronischen Raumakustik-Teil ab.
So ermöglicht Vivace eine immersive „One-Button-Show“, und die neue Technologie in Bergson und anderen Konzertsälen eröffnet programmatische Möglichkeiten, die bisher ausschließlich Kinos oder speziell konfigurierten Installationen vorbehalten waren.
Wie gelangt ein Beitrag, der sich im weitesten Sinne mit Kunst, Architektur, Technologie und der Vielfalt von Konzertprogrammen befasst, auf eine internationale Akustik-Konferenz?
Nun, die Arbeit der Akustiker*innen trägt maßgeblich zur Schaffung von Spielstätten bei, die neue akustische und künstlerische Möglichkeiten eröffnen. Die Vielseitigkeit des Veranstaltungsorts, seine Architektur und auch die Akustik – ob natürlich oder elektronisch unterstützt – inspirieren das Bergson zu einem äußerst vielfältigen und spannenden Programm.
Der Begriff „Cultural Gravity“ ist hier keineswegs eine leere Floskel, sondern wird intensiv gelebt: Menschen aller Altersgruppen und sozialer Hintergründe kommen zusammen, vereint im Interesse, Neues zu erleben – ob Technologie, künstlerische Ansätze oder großartige Musik.
Dieses Projekt kann und sollte Akustiker*innen motivieren, akustische Planung neu zu denken, Stereotype zu hinterfragen und die heutigen technischen Möglichkeiten der Akustik selbstbewusst zu nutzen – zumindest dann, wenn es das Konzept und das geplante Programm erfordern.
Ein Artikel von Dr. Eckard Mommertz, Marcus Blome und Elias Hoffbauer (Müller-BBM Building Solutions GmbH), vorgestellt am 10. September 2025 von Dr. Eckard Mommertz im Rahmen der Auditorium Acoustics 2025 in Bristol.
Referenzen